Hamburg-Marathon 2021

Mein erster Wettkampf nach zweieinhalb Jahren
Es war eine große Freude, endlich wieder einen Marathon in Hamburg laufen zu können. Okay, coronabedingt natürlich noch nicht im alten Format, aber endlich wieder mit anderen Menschen zusammen starten und kein digitales Rennen, das mich sowieso nicht interessiert. Trotz diverser noch herrschender Einschränkungen entwickelte sich der Hamburg-Marathon 2021 zu einem Lauf-Fest. Und wenn sich endlich alle Hamburger Impfskeptiker gegen Corona impfen lassen würden, dann besteht die Hoffnung, den Hamburg-Marathon 2022 im April wieder ohne Auflagen laufen zu können.
Ich ging mit gemischten Gefühlen in meinen ersten Wettkampf nach zweieinhalb Jahren. Acht Wochen trainierte ich geradezu optimal Richtung persönlicher Bestzeit mit der Option, an einem sehr guten Renntag die nach wie vor als Ziel ausgegebene 3-Stunden-Marke anzugreifen. Während meines Crescendo-Laufes über 30 Km vier Wochen vor dem Marathon, bei dem ich in 5:30, 4:58 und 4:30 am Ende in für mich neue Dimensionen vorstieß, machten sich im linken Knie Schmerzen bemerkbar, die nach eineinhalb Tagen wieder verschwanden. Nach drei Tagen Pause und drei kleineren Dauerlaufeinheiten absolvierte ich den Test-Halbmarathon im gedrosselten Tempo mit einer 1:41:41, die Knieschmerzen traten wieder auf. Mein Sportarzt diagnostizierte eine leichte Flüssigkeitsbildung im Knie, medizinisch nichts Gravierendes, aber über eine Distanz von 42 Km konnte er Schmerzen nicht ausschließen. Ich musste mein Training erheblich reduzieren und hatte in den letzten drei Wochen vor meinem zehnten Marathon mehr Physiotermine als Laufeinheiten. Zudem machte sich auch noch meine rechte Achillessehne bemerkbar, das Problem kannte ich bereits aus dem Frühjahr, mein Physiotherapeut hatte also doppelt zu tun. Sein OK zum Start bekam ich aber. Ich ließ jedoch Vorsicht walten und schluckte prophylaktisch eine Schmerztablette zum Frühstück vor dem Marathon.
Die Nervosität hielt sich vor meinem Jubiläums-Marathon in Grenzen, ich konnte sogar fünf Stunden ruhig schlafen. Auf dem Start-Ziel-Gelände am Heligengeistfeld herrschte Maskenpflicht für die Teilnehmer (alle laut Vorgabe geimpft), das Warmlaufen mit Maske war dann aber kein Problem. Dort bereits die HSC-Mitstreiter Lasse, Fabian und Sven getroffen, bevor es blockweise an den Start ging. Mit 18 Grad etwas zu warm für einen Marathon, aber immerhin keine Sonne. Das ursprüngliche Ziel, möglichst nah an die drei Stunden zu kommen, revidierte ich bereits vor dem Start. Ein Tempo, das aber vielleicht doch zu einer neuen persönlichen Bestzeit reichen könnte (4:25-4:30), wollte ich schon angehen. Hat bis zur Halbzeit (1:34:25) soweit ganz gut funktioniert. Bei Km 23 meldete sich kurz mein Knie, störte aber im weiteren Verlauf des Marathons nicht mehr wirklich. Zu diesem Zeitpunkt wurde mich aber schon klar, dass ich meine angegangene Pace nicht bis ins Ziel halten würde. Das Tempo bis Km 30 (4:34) war noch halbwegs akzeptabel, danach kam zwar nicht der berüchtigte Mann mit dem Hammer, aber doch ein rapider Leistungseinbruch auf eine 4:52 bis Km 40 und den Rest „joggte“ ich in einem 5:10-Tempo ins Ziel. Es war am Ende wirklich quälend, der leichte Anstieg am Gorch-Forck-Wall kann ganz schön ätzend sein. Ob für meine lediglich die letzten vier eher suboptimalen Vorbereitungswochen ausschlaggebend waren, weiß ich nicht, mit ursächlich waren sie sicherlich.
Dass ich in 3:14:52 dann meinen ersten Hamburger Marathon-Meisertitel meiner Altersklasse um knapp über zwei Minuten gegen einen Konkurrenten, der vor vier Jahren bereits den Hamburg-Marathon deutlich unter drei Stunden finishte und für mich eigentlich out of reach schien, verpasste, ärgerte mich dann aber doch etwas. Nun ja, 2019 wurde ich Dritter, jetzt Zweiter…, aber ich setze mich für 2022 nicht selbst unter Druck. Was mich jedoch gar nicht ärgerte, ganz im Gegenteil, war die überwältigende Stimmung an der Strecke. Pandemiebedingt gab es diesmal nicht nur weniger Starter, sondern auch keine Hotspots mit Live-Musik und deutlich weniger Publikum. Das feuerte uns allerdings gefühlt noch frenetischer als in den Jahren vor Corona an (danke an dieser natürlich an den HSC-Support durch Tilman, Heide, Paola, Frank, Jessica und Dirk). Und als in der zweiten Hälfte des Marathons klar war, dass ich meine PB nicht verbessern würde können, machte ich auch die ein oder andere La-Ola-Welle mit den Zuschauern mit und klatschte die mir entgegengestreckten Hände der Kids ab, die sich wie immer mächtig darüber freuten. Trotz der letzten zwölf eher durchschnittlichen Kilometer kann ich für mich ein absolut erfreuliches Lauf-Erlebnis verbuchen. Und nächstes Jahr greife ich wieder meine Bestzeit an…
Gèrard