Der Mauerweglauf 2019

Am letzten Samstag machte ich mich zusammen mit Tilman, Frank und Timo auf nach Berlin. Unsere HSC´lerin Julia ist ja mittlerweile in Berlin wohnhaft und wartete bereits schon auf uns. Am vorangegangenen Sonntag erhielten wir leider die Nachricht das unser Vierer-Staffel-Läufer Georg verletzungsbedingt ausfällt. Wir machten uns daher auf die Suche nach einem Ersatz für ihn. Freundlicherweise kam die vom gastgebenden Verein der LG Mauerweg in Person von Katharina Noll.

So startet für uns der Mauerweglauf am Freitag mit einem Pflichtbriefing, bei dem alles Wichtige erklärt wurde, wie nicht über Rote Ampeln laufen. Dies würde zu einer Disqualifikation führen. Auch wurde erklärt, wie man den Weg findet, da der Lauf auf öffentlichen Straßen entlangführt. Viele wichtige Informationen. Welches in einem anschließenden großen Buffet verarbeitet wurde.

Am Samstagmorgen um 5 Uhr stand ich dann zusammen mit Frank und Tilman auf, um den Start der Einzelläufer, die 160 km von 6 Uhr an laufen, mitzuerleben. Ich war sehr beeindruckt, wie entspannt die Ultraläufer doch sind. Kein Gedränge, kein Gemecker am Start. Sowas kann man sich bei einem Marathon kaum vorstellen.
Um 7 Uhr schickten wir dann die Staffeln auf die Reise. Part 1 der Zweier-Staffel übernahm Tilmann, vor ihm lagen 70 km bis Sacrow, unsere Gastläuferin Katharina lief 34 km bis Hennigsdorf.
Im Auto machten wir uns dann auf den Weg, um beide auf der Strecke abzupassen und natürlich anzufeuern.
Am Wechselpunkt 1 (Hennigsdorf) übernahm in der Vierer Staffel dann Timo. Er lief bis Schloss Sacrow und hatte bis dahin 37 km vor sich. Besonders schön war, dass er Tilman nach zwei Verpflegungspunkten eingeholt hatte und beide dann bis zum Wechselpunkt 2 zusammen liefen.

Schloss Sacrow ist eine schöne Parkanlage, wo wir dann auf beide warteten. Nun begann bei Julia und auch bei Frank die Anspannung zu steigen. Julias Mann Robert war inzwischen zu uns gestoßen. Von nun an hatten wir einen weiteren Supporter und ein weiteres Auto.
Mitten in der Mittagshitze stiegen dann Julia und Frank in die Staffeln ein. Für Julia ging es bis Teltow zum letzten Wechselpunkt der Vierer-Staffeln. 32km zu laufen und für Frank ging es von jetzt an ins Ziel. 90km noch für ihn.

In Teltow warteten wir dann auf beide. Frank wollte sich dort verpflegen und kam ein wenig früher als Julia dort an. Auch ich wurde vor Ort aufgeregter, aber auch die Vorfreude stieg immer mehr.
Nun war es dann endlich soweit: Julia kam im Wechselpunkt an. Mein erster Ultra stand bevor. Nun musste ich 59 km bis in Ziel laufen. Schnell fand ich in mein Tempo und lief im lockeren Tempo und orientierte mich von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt. Nach für mich gelaufenen 12 km, kurz vor dem VP19 „Ninas Eltern“, holte ich Frank ein. Wir machten ein Foto und sprachen uns gegenseitig Mut zu. Die Strecke führte davor durch einen trailähnlichen Part immer entlang der ehemaligen Grenze. Es war schon ein komisches Gefühl. Links von dir West-Berlin, rechts die ehemalige DDR. Komisch auch, weil hier früher Menschen bei ihrem Wunsch, in Freiheit zu leben, getötet wurden.
Am VP20 warteten dann Timo, Julia und Robert auf mich. Ich war inzwischen 2 Stunden unterwegs. Alle drei kümmerten sich super um mich, fragten, was ich brauche vom VP und gaben es mir dann. Auch fragten sie mich, wie es mir geht.
Am VP21 in Rudow war dann für mich die Halbzeit erreicht. Ich war bei für mich Km30 angekommen und insgesamt war die Strecke hier 130 km lang. Unvorstellbar, dass dies Läufer alleine laufen!
Da es hier nun langsam sehr dunkel wurde und es ab 21 Uhr Pflicht war, eine Stirnlampe und eine Warnweste zu tragen, rüstete ich mich dort aus und nahm mir die Zeit, um mich am VP zu versorgen.
Nach einem kurzen Stück an der Hauptstraße erreichte ich dann den Teltower Kanal.
Kurz vor der Szenemeile Kreuzberg überschritt ich dann die Marathondistanz. In Kreuzberg musste ich dann oft Slalom durch die Partygänger laufen und auch an den Ampeln halten. Nun begann es für mich, hart zu werden. Glücklich, am VP bei der East Side Gallery unsere Startläuferin Katharina zu sehen, überschritt ich dann dort km 46. Katharina begleitete mich von dort an ins Ziel und navigierte mich durch die nächtliche Berliner Innenstadt. Vorbei am Brandenburger Tor, dem Reichstag und dem Berliner Hauptbahnhof ging es entlang der Spree zurück zum Start und Ziel.
Für mich war es dort sowohl vom Kopf als auch vom Körper her sehr schwer. Meine Beine wollten nicht mehr und ich musste kurz hinter dem letzten VP kurz gehen. Katharina motivierte mich immer wieder zwischendurch und lenkte mich davon ab, zu viel nachzudenken.
Endlich war die Bernauer Straße erreicht und es waren nur noch 1,5 km ins Ziel. Glücklich und völlig fertig erreichte ich dann kurz nach Mitternacht den Ort, wo am Morgen alles begann. Zusammen mit Julia, Timo und Katharina lief ich noch eine Runde im Stadion und kam im Ziel an.
Ich hatte meinen ersten Ultra gefinisht! Ich war dort einfach nur müde, aber extrem glücklich, es geschafft zu haben. Vielen Dank an alle aus dem Team und insbesondere an Katharina für das kurzfristige Einspringen und das Begleiten.

Patrick

Ein kleiner Gruß aus Berlin vom Mauerweglauf 2019

Als 4er-Staffel haben wir (Katharina, Timo, Patrick und ich) die 160 km um das alte West-Berlin erfolgreich in 17:12:39 bewältigt. Mit 32 km hatte ich den kürzesten Abschnitt und lief als Dritte. Auch Tilman und Frank waren als 2er-Staffel erfolgreich unterwegs.

Die Kombination aus Ultralauf und Gedenken an die Maueropfer macht den Mauerweglauf besonders und stimmte mich während des Laufes immer wieder nachdenklich. In diesem Jahr wurde Dieter Wohlfahrt gedacht, der 1961 an der Mauer erschossen wurde, während er Anderen zur Flucht verhalf. Ohne die Wiedervereinigung 1990 hätte ich nicht in Hamburg studieren können und dort meine Leidenschaft fürs Laufen entdeckt und hätte nicht mit dem HSC am Start stehen können, geschweige denn würde es den Mauerweglauf überhaupt geben.

Am frühen Nachmittag stieg ich endlich ins Rennen ein, nachdem wir unsere Läufer mehrfach an der Strecke angefeuert hatten. Es war recht heiß geworden, so dass ich froh war, dass mein Streckenabschnitt überwiegend durch den Wald und durch Parkanlagen führte. Ich befolgte Franks Rat, trank an jedem Verpflegungspunkt immer mindestens zwei Becher und aß Melone, bevor ich mich wieder auf die Strecke machte. Nach etwa 25 km wurde es langsam ganz schön anstrengend. Es wurde immer heißer und ich immer langsamer. Ich war auf dem Königsweg unterwegs – einem sandigen und hügeligen Waldweg – immer geradeaus. Nur in der Ferne sah ich einen anderen Läufer, wirklich näher kam ich aber nicht ran. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich den letzten Verpflegungspunkt. Nach Iso, Melone und einem kurzen Schnappschuss machte ich mich auf meine letzte Etappe. Um etwas Kraft zu sparen, ging ich etwas, bevor ich wieder ins Laufen kam.

Dann waren es nur noch 3 km und ein Ultraläufer lief auf mich auf, den ich kurz an meinem Start gesehen hatte. Er fragte, wie es mir ging und sagte, er würde mich jetzt zu meinem Ziel bringen. Durch seine Geschichten über seine Laufabenteuer verflogen die Kilometer. Plötzlich war ich angekommen und schickte Patrick auf seinen ersten Ultralauf. Seinen Zieleinlauf kurz nach Mitternacht ließen wir uns nicht entgehen. Nochmals herzlichen Glückwunsch!

Den Mauerweglauf kann ich voll und ganz empfehlen. Die Gemeinschaft und Herzlichkeit unter den Läufern und Helfern war überwältigend. Das Herzblut der Veranstalter ist in jedem Detail zu spüren. Die Auswahl an den Verpflegungstationen ist überwältigend!

Danke an die HSCler für ein weiteres Laufabenteuer in Blau!

Julia aus Berlin

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