Der Hella Halbmarathon am 01.07.2018

Traumwetter in Hamburg. Ich liebe ja diese schönen warmen Temperaturen, und Hamburg verwöhnt mich dieses Jahr wirklich. Allein, am 01.07. hätten es ein paar Grad weniger sein dürfen. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre war mit einem erfreulichen Sommer Ende Juni, Anfang Juli in unserer schönen Hansestadt nicht wirklich zu rechnen. Dachte ich jedenfalls im Herbst letzten Jahres, als ich mich für den Hella-Halbmarathon anmeldete. In einem marathonfreien Jahr habe ich die halbe Distanz als Saisonhöhepunkt für 2018 auserkoren. Dies bedeutet natürlich Angriff auf die persönliche Bestzeit, im Idealfall die Verbesserung derselbigen. Dass ich diese ursprüngliche Absicht, meinen Hamburger Halbmarathonrekord von 1:29:13 um 1-2 Minuten zu unterbieten, doch nicht realisieren könnte, wurde mir allerdings bereits im Vorfeld bewußt. Meine muskulären Probleme zwangen mich zu Pausen, einige wichtige Trainingseinheiten fehlten in den letzten drei Wochen und die Wetterprognosen verhießen nur Gutes für die Zuschauer, aber nicht für mich als Läufer. Außerdem zeigte der Gang auf die Waage am Morgen vor dem Wettkampf immer noch über 65 Kilo, nach wie vor also 5 Kilo über meinem Laufwunschgewicht. So schraubte ich meine Erwartungen gezwungenermaßen zurück und nahm mir vor, ein 4:15-Tempo anzugehen und so lange wie möglich mit den Pacemakern für die 1:30 mitzuhalten. Bei strahlendem Sonnenschein und für ein Rennen von besonderer Qualität waren es schon am Start gut zehn Grad zu viel. Nachdem ich einige Minuten benötigte, um auf der Reeperbahn endlich den richtigen Startplatz für die ungefähre Zielankunft von 1:30 einzunehmen, ging es dann endlich um 10 Uhr (eine Stunde früher wäre besser gewesen) los. Die ersten Kilometer verlief auch alles wie geplant. Die Pacemaker blieben in relativer Reichweite, das angeschlagene Tempo von circa 4:15 fühlte sich gut und angemessen an, die Elbchaussee bot genügend Schatten, der auch schon während der Frühphase des Renens immens wichtig war und von den meisten in meiner Nähe befindlichen Startern auch leidlich genutzt wurde (nur ein paar Verrückte liefen weiterhin in der Sonne, aber die gibt es immer). In der Abschüssigkeit hin zum Fischmarkt konnte ich es bequem laufen lassen, Laufstil, Rhythmus und das Gefühl für Körper und Strecke stimmten zu diesem Zeitpunkt. Die Pacemaker blieben auch an den Landungsbrücken noch in Sichtweite, ein Epizentrum der Begeisterung, mir aufgrund von drei Teilnahmen am Hamburg-Marathon bestens bekannt und in Erinnerung geblieben. Die Unterstützung der zahlreichen Zuschauer tat nach dem berüchtigten Anstieg gut und elektrisierte mich als Läufer. Das vorübergehende Pushen verpuffte aber dann doch relativ schnell. Ich musste kurz vor der Halbzeit die Tempoläufer ziehen lassen, prallte nach dem Wallringtunnel (wo ein einsamer DJ für Mucke sorgte) gegen eine gefühlte Wärmemauer und musste mein Tempo drosseln. Gute Stimmung und viele Menschen auf der Kennedybrücke, einen U-Turn benötige ich allerdings beim Laufen nicht wirklich, bringt mich schlicht für ein paar Sekunden aus dem Konzept. Die zweite Hälfte des Halbmarathons entwickelte sich dann zu einem bezahlten, etwas schnelleren GA1-Trainigslauf, der mir unendlich langsam vorkam. Teilweise zeigte mir meine Uhr einen 4:45-Schnitt an, der sich wie 5:30 und 6:00 anfühlte. Bei Kilometer 16-17 schwanden meine Kräfte aufgrund der Sonne und der Temperaturen deutlich über 20 Grad enorm. Ich dachte tatsächlich darüber nach, einige Passagen gehend zu absolvieren, passiert mir eher selten. Irgendwie raffte ich mich zusammen, schließlich war das Ziel nicht mehr weit. Aber sie taten weh, die letzten Kilometer, trotz der tollen Zuschauerunterstützung auf der Strecke. Die veränderte Streckenführung bietet mit einem kleinen Zielanstieg am Ende zwar nicht die Herausforderung wie früher an der Rothenbaumchaussee, aber an diesem Tag nach 21 Kilometern war mit jede kleine Steigung zu viel. Nach 1:34:26 erreichte ich schließlich reichlich abgekämpft und ziemlich fix und fertig das Ziel an der Messe. Diese Zeit reichte dann aber immerhin zum 372. Platz (von 5331 männlichen Teilnehmern) und zum 42. Platz in meiner Altersklasse M45. Ich habe mich also tapfer geschlagen, mehr war einfach nicht drin, das Positive überwiegt. Nach dem Wettkampf ist bekanntlich vor dem Wettkampf, ich trainiere jetzt nach ein paar wenigen Erholungstagen für die MoPo-Staffel am 16.08., wo ich die 5-KM-Runde mal halbwegs deutlich unter 20 Minuten zu laufen gedenke. Ich gratuliere allen HSC-Startern- und Starterinnen am Hella-Halbmarathon zu euren Leistungen. Wir sehen uns im Training.

Gérard