Der Hamburg-Marathon 2022

Nach dem durch Corona-Maßnahmen eingeschränkten Marathon im September 2021 fand Hamburgs Vorzeige-Lauf-Event dieses Jahr wieder, sieht man von der eher leger gehaltenen Maskenpflicht im Start-Ziel-Bereich ab, unter „normalen“ Bedingungen statt. Strahlender Sonnenschein bei circa 8 Grad empfing uns vor dem Start, Hamburg zeigte sich von seiner schönsten Seite. Nach einem HSC-Gruppenfoto noch ein etwas zu kurzes Warmlaufen, bevor es fünf Minuten vor dem Startschuss um 9.30 Uhr in meinen Block ging. Da ich für die Hamburger Meisterschaft gemeldet war, durfte ich mich sogar im Block A einsortieren. Eine überaus nette Geste des Veranstalters, alle Meisterschaftsläufer nach ganz vorne zu platzieren, normalerweise starte ich in Block C.
Die ersten zwei Kilometer ließ ich mich denn auch gleich von den anderen schnellen Läufern mitreißen und eröffnete mit einer 4:15 und 4:16, statt der geplanten 4:25. Mein Ziel war die Verbesserung meiner persönlichen Bestzeit von 3:09:43 (Berlin 2017). Meine zwischenzeitlich durch Achillessehnen- und Wadenprobleme leicht ausgebremste Vorbereitung ließ die Pace von 4:25 realistisch erscheinen. Aber das Anfangstempo, das ich benötige, um irgendwann vielleicht doch mein Marathon-Endziel von unter 3 Stunden zu erreichen, fühlte sich sehr gut an, daran könnte ich mich gewöhnen. Doch natürlich obsiegte die Vernunft und ich korrigierte mein Tempo an die vorgegebene Marschroute. Das war auch gut so, sonst hätte ich womöglich das Ziel gar nicht erst erreicht.
Ab circa Km 10 holte mich unser Staffel-Startäufer Timo ein, mit dem ich gemeinsam am begeisternden Hotspot Landungsbrücken und an unserem Starfotografen Piet – in Begleitung des leider verletzten Werner – voll genüßlich vorbeilief. An uns vorbei lief in diesem Abschnitt kein Geringerer als der 5000-Meter-Olympiasieger von 1992, Dieter Baumann, als Staffelläufer unterwegs und uns grüßend. Der Staffelwechsel von Timo zu Thomas bei Km 16 funktionierte so gut, dass ich gleich den nächsten HSC-Partner für die folgenden 3-4 Kilometer an meiner Seite hatte. Das war nicht geplant, aber umso schöner. Bis zur Hälfte des Marathons, die ich in 1:33:41 sogar eine Minute langsamer als geplant erreichte, konnte ich den Lauf absolut genießen, obwohl bereits einige Streckenabschnitte durch den partiellen Gegenwind beeinträchtig worden sind. Auch die durchgehend scheinende und auch wärmende Sonne machte sich langsam und im weiteren Verlauf des Rennens deutlich bemerkbar (war doch ein Fehler, auf eine Kappe verzichtet zu haben).
Bis Km 29 war ich auf Bestzeitkurs, danach war ich nicht in der Lage, meine Trainingsleistungen im Wettkampf umzusetzen. Was vier Wochen beim Halbmarathon-Testlauf, den ich in 1:31:50 absolvierte, noch super funktionierte, nämlich die sukzessive Beschleunigung im zweiten Rennabschnitt, blieb nun völlig aus. Ganz im Gegenteil wurde ich immer langsamer und dachte das ein und andere Mal sogar ans Aufgeben. War dann aber doch keine wirkliche Option und ich kämpfte mich mit den letzten Kräften zu einer 3:13:58 ins Ziel. Dort musste ich mich trotz Massage mit vier Wadenkrämpfen, gleichmäßig auf beide verteilt, herumplagen. Schmerzhaft und nicht empfehlenswert. Die zweite Hälfte also um sieben Minuten langsamer als die erste gelaufen, das ist definitiv zu viel, daran muss ich im nächsten Jahr arbeiten. Aber die Stimmung an der Strecke war schon wieder fast genauso euphorisch (an den bekannten Hotspots sowieso) wie in der Vor-Corona-Zeit. Und schon deswegen hat sich der Start doch schon wieder gelohnt. Immerhin belegte ich den 14. Platz in der Hamburger Meisterschaft (bei 40 Startern) und Platz 2 in meiner Alterswertung (bei neun Startern). Herzlichen Glückwunsch von mir an alle HSC-ler, die Marathon, Halbmarathon oder Staffel gelaufen sind und vielen Dank an alle HSC-ler für die den Support an der Strecke und das Daumendrücken zu Hause, oder wo auch immer.
Bis demnächst im Training.
Herzliche Grüße vom Gérard